Von Schmetterlingen
2016 war ein bewegendes Jahr für mich - nicht allein, weil im März meine liebe Mutter starb. Schon im Jahr zuvor zeichnete sich eine Zeit des Wandels ab, die sich natürlich auch in meiner Malerei ausdrückte.
Über zwei Jahrzehnte Malerei verdichteten sich schliesslich zu meiner dreissig teiligen Werkreihe pieces - meinem langen Weg in die Vereinfachung.
Während meiner Arbeit an den letzten Werken dieser Reihe fand ich wundervolle Leichtigkeit und Klarheit.
Gleichzeitig glaubte ich alles gesagt zu haben. Ich setzte mich ernsthaft mit dem Gedanken auseinander, die Malerei ganz zu lassen….
Flüchtigkeit und Wandel - meine beiden letzten Arbeiten aus der Werkreihe pieces . Es folgte eine Zeit der inneren Einkehr und des Übergangs.
Ruhe und Gelassenheit stellten sich auf wunderbare Weise ein. Vormittags sass ich oft und meditierte und in den Abendstunden malte ich Schmetterlinge und setzte mich wieder vermehrt mit dem I Ging, dem Buch der Wandlungen auseinander - welcome change….
Das I Ging kann ausser mit der Methode des Schafgarbenorakels auch mit der abgekürzten Form des Münzorakels befragt werden. Dazu wurden im alten China Bronzemünzen verwandt, die in der Mitte ein Loch haben. Es schien mir schlüssig, die 64 Zeichen des I Ging in der Form einer solchen Bronzemünze anzuordnen.
Ich entdeckte das Tönen - das langezogene Intonieren von Selbstlauten als einem meditativen und harmonisierenden Singen aus den Chakren heraus - es entstand daraus mein Versuch die Energiezentren des Menschen zu visualisieren und symbolisch auszudrücken.
Mit der Form der Lochmünze, wie sie im I Ging beim Münzorakel verwendet werden kann, fand ich ein starkes Symbol für die buddhistische Lehre in ihrer Essenz, so wie sie im Kernsatz des Herz-Sutra aus dem Prajnaparamita-Sutra, in den Haupttexten des Mahayana Buddhismus und speziell dem Zen Buddhismus zu finden ist.
Noch einmal die kreisförmige Scheibe mit dem leeren Kern als Symbol für den Geist, der im Labyrinth des Lebens, oder der Materie gefangen und zugleich eingebunden ist in das grosse Ganze.
Ein weiteres dieser seltsamen Werke, die ich gerne als kleine Meditationen im Stil eines spirituellen Symbolismus bezeichne - oder die vielleicht auch als Ikonen verstanden werden können, also als bildhafte Darstellungen göttlicher Kräfte.
Du bist kein Tropfen im Ozean. Du bist ein gesamter Ozean in einem Tropfen - diese schöne Weisheit, die Rumi zugeschrieben wird, war mir Anlass zu dieser kleinen Meditation.
Das Quodlibet, oder auch das Trompe-l’oeil ist eine Bildform, die meiner Art zu malen, wie ich sie seit vielen Jahren praktiziert habe, sehr nahe kommt und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich mein vorsichtiges Tasten in die Welt der Gegenständlichkeit zuerst in dieser Form zeigt.
Dieses vorläufig letzte Werk in der alten Arbeitsweise entstand aus einer Laune von seltsam leichter Langeweile und Lust zum freien Malen heraus. Ich arbeitete viele Tage daran und krittelte da und dort. Danach verschwand es für längere Zeit in irgend einer dunkeln Ecke des Ateliers. Als ich das eigentümliche Werk aus einer Laune heraus eines Tages wieder ans Licht brachte, gewann ich es zusehends lieber, wusste aber nach wie vor nicht weshalb.
Es dauerte an die vier Jahre bis ich durch einen inspirierenden Atelierbesuch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Knöpfe ja eigentlich zum Verschliessen von Kleidungsstücken gedacht seien und diese zweckentfremdeten Objekte doch ein wundervolles Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit vermitteln würden….- der Beginn einer neuen Zeit!
Das erste Werk im Stil der neuen Zeit - neun Dinge: Die Zahl des Überganges.
Malerisch suche ich ab 2021 vermehrt die Reduktion auf das Wesentliche und plötzlich entstehen auch wieder Werke, welche die Tiefe (fast) allein in der monochromen Fläche suchen. Hier zwei Arbeiten, die sich 2022 in der Galerie am Lindenhof in Zürich, wunderbar zwischen die von Marina Ganzoni gezeigten Objekte und meine neusten hyperrealstischen Werke einfügen liessen und schliesslich der Ausstellung sogar den Namen gaben.
Leere ist Form ist Leere
Leere ist nicht leer, Leere ist potenzielle Form
Die Dinge entstehen, das Leben, die Geschichten….
Form ist Zeit, Werden und Vergehen
Alles ist Wandel
Hier und jetzt